Eigentlich kommt er auf (fast) jeder Baustelle zum Einsatz, und zwar ist hier die Rede von Estrich. Ob als Sichtestrich oder Fließestrich und Co. – er bietet viele Vorteile und überzeugt durch seine zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Was Estrich so besonders macht und welche Arten dabei unterschieden werden, wissen in der Regel nur die wenigsten Bauherren und -herrinnen.
Du hast dich schon einmal um größere Sanierungsarbeiten in einem Haus gekümmert oder jetzt in deinem Neubau geht es um Böden und Co.? Dann hast du sicherlich schon einmal etwas vom „Estrich“ gehört. Dieser kommt in der Regel zum Einsatz, wenn ein fugenloser Boden oder ein sogenannter Unterboden benötigt wird und genau das ist die Funktion der aushärtenden Masse, die unter anderem aus einem Bindemittel (zum Beispiel Zement), Zusatzmitteln, Wasser und anderen Stoffen besteht. Darüber hinaus erfüllt der Estrich die Funktion, den Boden zu ebnen und die Eigen- und Nutzlasten gleichmäßig zu verteilen. Zudem ist er für den Schall- und Wärmeschutz zuständig.
Wer sich mit Estrich auseinandersetzt, der wird beim ersten Gang in den Baumarkt oder Fachhandel vermutlich von der Auswahl an Estrich überrascht, vielleicht sogar überfordert sein. Bauherren und -herrinnen erwartet nicht nur ein breites Sortiment, sondern auch verschiedene Arten und Zusammensetzungen. Es wird nicht nur unterschieden, ob er in trockener oder feuchter Form als Estrichmörtel vorkommt, sondern ebenso, wie er verlegt beziehungsweise eingebaut wird.
Den passenden Estrich finden Hausbauende dann, wenn sie sich über die zukünftige Verwendung des Estrichs bewusst sind: Welche Funktionen muss er erfüllen und wo soll er eingesetzt werden? Auf diese Fragen kommt es bei der Auswahl an.
In der Differenzierung von Estricharten wird ebenfalls eine Kategorisierung nach der Art, wie der Estrich auf den Untergrund aufgetragen wird, vorgenommen.
Verbindet sich der Estrich mit dem tragenden Untergrund, sprich wird er direkt auf diesen aufgebracht, so ist die Rede vom Verbundestrich. Zunächst wird die Oberfläche zum Beispiel durch Schleifen aufgeraut und ein Haftgrund aufgetragen (zum Beispiel Zementschlämme), das verbessert den Verbund zwischen den beiden Komponenten. Aufgrund ihrer Eigenschaften sind Verbundestriche besonders für hohe Belastungen geeignet, das ist in der Garage oder im Keller der Fall. Verbundestrich liefert jedoch keine gute Schall- und Wärmedämmung.
Hier trennt eine dünne Zwischenablage Estrich und Untergrund. In der Regel wird diese Estrichart eingesetzt, wenn es keine Anforderungen an den Wärme- oder Trittschallschutz gibt, der Estrich starken Temperaturschwankungen oder hohen Lasteneinwirkungen ausgesetzt ist.
Im Einfamilienhausbau findest du am häufigsten diese Art von Estrich. Der schwimmende Estrich wird auf eine Dämmschicht aufgebracht und hat keine Verbindung zu den angrenzenden Wänden. Deswegen schwimmen Dämmschicht und Estrich sozusagen im Raum. Dabei verbessern die Dämmschicht und die zweischalige Konstruktion die Wärmedämmung und die Luftschalldämmung, sodass Schallbrücken verhindert werden.
Entscheiden sich Hausbauende für eine Fußbodenheizung, so wird in der Regel Heizestrich (beheizbarer Estrich auf Dämmschicht) verwendet. Bei dieser Art werden drei unterschiedliche Arten unterschieden, die sich nach ihrer Konstruktion unterscheiden. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie die Rohre verlegt bzw. mit dem Estrich eingebettet werden.
Die Estricharten unterscheiden sich ebenso nach den Bindemitteln, die ihnen ihre unterschiedlichen Eigenschaften verleihen.
Wie der Name schon sagt, kommt hier Zement als Bindemittel zum Einsatz. Zementestrich ist der Estrich, der am häufigsten genutzt wird. Kein Wunder – denn er ist unter anderem beständig gegen Feuchtigkeit, nicht brennbar und relativ kostengünstig. Ein weiterer Vorteil des Zementestrichs ist, dass er in jeder Festigkeit angemischt werden kann, je nach Verhältnis von Zement und Wasser. Nachteilig an dieser Art ist, dass sie eine lange Trocknungszeit von circa einem Monat aufweist und zu Rissbildung neigt.
Dieser Estrich besteht zum Teil aus Calciumsulfat, also einem gebrannten Gips. Er ist durch seine Formbeständigkeit und die wenige Rissbildung gut als Sichtestrich einsetzbar und für Fußbodenheizungen geeignet. Vorsicht sollten Bauherren und -herrinnen bei der Verlegung in Feuchträumen haben, diese Variante des Estrichs ist nämlich weder hier noch im Außenbereich möglich, da er nicht feuchtebeständig ist.
Der Gussasphaltestrich wird aus einer Mischung aus Bitumen, Gesteinskörnung und Wasser hergestellt. Er ist dabei nicht wie andere Estriche grau, sondern wegen der Bitumen, die aus Erdöl hergestellt werden, schwarz. Die Vorteile dieser Variante liegen darin, dass der Estrich eine kurze Trocknungszeit aufweist und dass auch große Flächen fugenlos hergestellt werden können.
Hier werden sowohl Magnesiumoxid als Magnesiumchlorid als Bindemittel eingesetzt. Diese Kombination bietet eine hohe Festigkeit, weswegen sie besonders für Sichtestriche und für Fußbodenheizungen geeignet ist.
Terrazzo ist wieder voll im Trend – auch als Bodenbelag. Der Terrazzoestrich wird zu einem besonderen Hingucker, weil verschiedene Zuschlagstoffe benutzt werden. Nachdem Verlegen wird die Oberfläche geschliffen, auf Hochglanz poliert und versiegelt.
Ebenfalls dient die Einbauweise des Estrichs zur Differenzierung der unterschiedlichen Arten.
Wer sich als Bauherr oder -herrin für den Fließestrich entscheidet, der hat sich in der Regel einen großen Gefallen getan, im Gegensatz zu anderen Estricharten fließt dieser nämlich sozusagen in einen ebenen Boden über und ist selbstnivellierend, du als Hausbauende(r) musst da nicht mehr viel zu tun, obwohl der Vorgang dennoch ein wenig Übung erfordert. Fließestrich überzeugt mit seiner feinkörnigen Oberfläche und eignet sich auch im gegossenen Zustand als Boden für Keller oder die Garage. Als Bindemittel werden oft Calcium-Sulfat oder Zement eingesetzt.
Trockenestriche bieten eine schnelle Möglichkeit, um die Flächen direkt einsatzfähig zu machen. Dabei bestehen sie aus vorgefertigten Estrichplatten, die mittels Leim oder Klammern einander befestigt werden. Als Werkstoffplatten eignen sich hier Holzspanplatten, Gips- und Gipsfaserplatten oder Estrichziegel. Ein besonderer Vorteil der Estrichziegel ist, dass sie wasserfest sind und in Nassräumen oder auf feuchten Rohdecken verlegt werden können. Viele Bauherren und -herrinnen überzeugen sie auch mit ihrer hohen Wärmeleitfähigkeit, weswegen sie besonders für Fußbodenheizungen geeignet sind. Wenn Hausbauende die Wärmedämmung und den Schallschutz optimieren wollen, können sie zu einer Trittschaldämmung und zusätzlichen Dämmplatten greifen.
Der Trend zum Sichtestrich ist im vollen Gange. Heutzutage werden Estriche nicht mehr mit einem Bodenbelag verkleidet, sondern offen gezeigt. Deswegen müssen sich Hausbauende diesen Schritt schon früh in ihrer Planung überlegen, denn nicht jeder Estrich eignet sich als Sichtestrich. Dieser muss natürlich größeren optischen Anforderungen genügen und eine gewisse Oberflächenqualität aufweisen. Deswegen sollten Hausbauende hier auf Anhydrit- und Magnesiumestriche setzen, die mit extra Zusatzstoffen vermischt werden und so den Boden veredeln. Eine gute Optik bietet ein Schliff und die Farbvertiefung des Bodens. Allerdings sollten Häuslebauer und -bauerinnen nicht davon ausgehen, dass diese Variante günstiger als die Kombination von Estrich und Bodenbelag ist. Die Kosten sind mindestens genauso hoch wie beim klassischen Pendant.
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