Regenwassernutzung für Haus und Garten: Möglichkeiten & Kosten
21/10/2022

Regenwassernutzung für Haus und Garten: Die große Übersicht

Ein wichtiges Planungsthema beim Hausbau ist der Umgang mit Regenwasser. Viele Gemeinden machen Vorgaben zur Versickerung oder zum Anschluss ans Abwassernetz, aber das Regenwasser kann auch gesammelt und in Haus und Garten benutzt werden. Das kann Geld und Ressourcen sparen. Wir beantworten die 6 wichtigsten Fragen zur Regenwassernutzung in Haus und Garten.

Welche Möglichkeiten gibt es zur Regenwassernutzung?

Es gibt drei mögliche Wege des Regenwassers auf dem Grundstück:

Weg Nr. 1: Das Regenwasser wird in die Kanalisation geleitet

In vielen Gemeinden, vor allen in alten Baugebieten, gibt es noch sogenannte Mischwasserkanäle, in die das Schwarz-, Grau- und Regenwasser gemeinsam eingeleitet wird. Schwarzwasser ist Wasser, welches mit Fäkalien belastet ist, also das Wasser aus der Toilette. Grauwasser ist leicht verschmutztes Abwasser, wie z.B. das Dusch- oder Spülwasser. Seltener gibt es getrennte Regenwasserkanäle, die das Regenwasser vom Grundstück leiten, um es anderweitig zu versickern.

Weg Nr. 2: Das Regenwasser wird auf dem Grundstück versickert

Weil Mischwasserkanäle viele Nachteile mit sich bringen, wie zum Beispiel das Überlaufen von ungeklärten Abwässer bei Starkregenereignissen, sind viele Gemeinden dazu übergegangen, dass das Regenwasser, da wo es anfällt, versickert werden muss. Das heißt auf den einzelnen Grundstücken. Das kann über einen Sickerschacht oder eine Rigole erfolgen.

Weg Nr. 3: Das Regenwasser wird aufgefangen und genutzt

Dazu wird das Regenwasser von den Dachflächen in Regentonnen, Regentanks bzw. Zisternen aufgefangen. Je nach aufgefangener Menge kann das Regenwasser für die Bewässerung des Gartens oder für bestimmte Nutzungsarten, wie z.B. die Toilettenspülung oder die Waschmaschine, im Haus verwendet werden.

Regenwasser wird in der Zukunft voraussichtlich immer wichtiger, deswegen sollten Tanks, Behälter und Co. schon früh bei der Hausplanung berücksichtigt werden.
Regenwasser wird in der Zukunft voraussichtlich immer wichtiger, deswegen sollten Tanks, Behälter und Co. schon früh bei der Hausplanung berücksichtigt werden.

Welche Möglichkeiten gibt es zum Auffangen von Regenwasser?

Je nach Verwendung für das Regenwasser eignen sich verschiedene Auffangmöglichkeiten.

Oberirdisch können Regentonnen aus Kunststoff, Holz und weiteren Materialien genutzt werden. Diese werden unmittelbar in der Nähe bzw. unter den Fallrohren der Regenrinne aufgestellt. Hierbei sollte beachtet werden, dass offene Tonnen Brutstätten für Moskitos sind und nachträglich verschmutzen können.

Regentonnen fassen in den meisten Fällen nur genug Wasser, um die Gartenbewässerung zu unterstützen. Für den Hausgebrauch von Regenwasser und einer kompletten Bewässerung des Gartens werden wesentlich größere Fassungsvermögen gebraucht, die aus Platzgründen unterirdisch platziert werden. Dafür kommen sogenannte Flachtanks oder Rundtanks, welche auch Zisternen genannt werden, zum Einsatz. Als Materialien stehen Beton und Kunststoff zur Verfügung.

Eine praktische Platzierung eines unterirdischen Tanks bzw. einer Zisterne ist unter einer Rasen- oder Parkfläche in der Nähe der Fallrohre. Beim Neubau können praktischerweise schon alle benötigten Leitungen optimal verlegt werden. Bei einem nachträglichen Einbau kann der Aufwand, je nach Abstand der Regenwasserfallrohre zum Tank, erheblich sein.

Unabhängig vom Material oder der Lage sollten alle Auffangmöglichkeiten für Regenwasser folgende Kriterien erfüllen:

  • Sie sollten möglichst dunkel, kühl und richtig dimensioniert sein, um das Wachstum von Grünalgen und Keimen zu verhindern.
  • Alle Wasserbehälter sollten eine Sicherung haben, damit Kinder und Haustiere bzw. auch Wildtiere nicht in den Behälter fallen und ertrinken können.
  • Da das Regenwasser vom Dach verunreinigt sein kann mit Ästen, Blättern, usw., sollte ein Filter, oft Regendieb genannt, eingebaut werden.
  • Es sollte eine sinnvolle Möglichkeit der Wasserentnahme eingeplant werden. Entweder über Ablassventile, Pumpen oder Öffnungen, die groß genug für eine Gießkanne sind.
  • Für alle Behälter muss es eine geregelte Möglichkeit bzw. Verhinderung des Überlaufens geben. Das kann z.B. durch ein Überlaufventil erfolgen, welches das überschüssige Wasser zur Versickerung oder in den Kanal leitet.
  • Das Regenwasser von Dächern, die mit Kupfer oder Zink eingedeckt sind, sollte nicht genutzt werden, da es mit Metallverbindungen verunreinigt ist. Dasselbe gilt für Teerpappe, welche das Regenwasser mit Bioziden belasten kann.
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Was muss bei der Regenwassernutzung im Haus beachtet werden?

Regenwasser darf im Haus nicht alle Trinkwassernutzungsarten ersetzen, sondern ist auf die Toilettenspülung, Waschmaschine und zur Verwendung als Putzwasser beschränkt. Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass die Rohrsysteme vom Trink- und Regenwasser durch eine Sicherungseinrichtung und farblich gekennzeichnete Rohre getrennt sein müssen. Es darf zu keinem Zeitpunkt zu einer Verwechslung oder Vermischung von Trink- und Regenwasser kommen.

Der Grund dafür ist, dass bei der Verwendung von Regenwasser nicht ausgeschlossen werden kann, dass es mit Bakterien, Viren und Keimen verunreinigt ist. Bei der Nutzung der Toilettenspülung mit Regenwasser besteht im Allgemeinen keine Infektionsgefahr. Bei einer Nutzung von Regenwasser für die Waschmaschine, kann eine Infektionsgefahr allerdings nicht vollständig ausgeschlossen werden. Das gilt vor allem beim Waschen mit niedrigeren Temperaturen.

Da das Regenwasser nur durch den Regendieb von grobem Schmutz und einem Ansaugfilter von Sedimenten gereinigt wird, kann es eine gelbliche oder bräunliche Verfärbung aufweisen. Die Pumpen müssen regelmäßig gewartet und die Filter regelmäßig gereinigt werden.

Für die Nutzung von Regenwasser im Haus wird keine separate Genehmigung benötigt, allerdings muss eine Regenwassernutzungsanlage dem Wasserwirtschaftsamt gemeldet werden. Es sollte auf jeden Fall vorher Kontakt mit der Gemeinde aufgenommen werden, denn manche Kommunen haben Förderprogramme oder weitere Anforderungen, wie z.B. ein zweiter Wasserzähler.

Wie groß muss der Regenwassertank bzw. die Zisterne sein?

Die erforderliche Größe des Tanks kann sehr einfach ausgerechnet werden und hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Größe Dachfläche
  • Eindeckung Dachfläche
  • Dachneigung
  • Niederschlagsmengen
  • Verwendung von Regenwasser
  • Personen im Haushalt
  • Gartenfläche

Für eine reine Gartenbewässerung (vereinfacht):

Gartenfläche in m2 x 10-50 Liter(*) = benötigtes Fassungsvermögen der Zisterne in Litern

Zu dem benötigten Fassungsvermögen, muss aber auch die Dachfläche passen, damit ausreichend Regenwasser gesammelt werden kann. Dafür sollte die zu bewässernde Gartenfläche nur ca. 10mal größer sein als die vorhandene Dachfläche.

*Die benötigte Wassermenge hängt stark von der Bepflanzung ab. Reine Rasenflächen brauchen mehr Wasser als Bäume, Sträucher und Blumenbeete, was aber auch stark von den gewählten Sorten abhängig ist. Gerade im Anbetracht der Klimakrise ist es sinnvoll im Garten auf eine angepasste Bepflanzung zu achten, um Wasser und damit auch Kosten zu sparen.

Für den Hausgebrauch und Garten (Berechnung):

Schritt 1: Berechnung des Regenwasserertrages

Niederschlagswert (L/m2) x Dachfläche (m) x Dachbeiwert = Regenwasserertrag (L/Jahr)

Niederschlagswert: Der Niederschlagswert kann in folgender Darstellung abgelesen werden: -> 1mm = 1 L/m2

Quelle: Deutscher Wetterdienst

Dachfläche: Länge x Breite (inklusive Dachüberstände)

Dachbeiwert:

Tonziegel (glatte Oberfläche): 0,9

Schiefer-, Beton- oder Tonziegel (raue Oberfläche): 0,8

Flachdach mit Begrünung bzw. Kiesaufschüttung: 0,6

Schritt 2: Jährlicher Regenwasserbedarf

WC-Spülung (L/Jahr) + Waschmaschine (L/Jahr) + Putzen (L/Jahr) + Gartenbewässerung (L/Jahr) = Regenwasserbedarf (L/Jahr)

WC-Spülung: 12.000 L/Jahr pro Person

Waschmaschine: 5.500 L/Jahr pro Person

Putzen: 2.500 L/Jahr pro Person

Gartenbewässerung: 50 L/Jahr pro m2 (*)

*Hier auch wieder der Verweis, dass die benötigte Wassermenge stark von der Bepflanzung abhängt. Hinzu kommt, dass sich der Tank gerade im Sommer, wenn Trockenheit herrscht und gleichzeitig viel gegossen wird, schnell leeren kann und ggf. dann das Wasser nicht mehr den Bedarf für den Hausgebrauch abdeckt. Ggf. kann bei der Annahme von 50 L/Jahr pro qm für die Gartenbewässerung der Tank schnell überdimensioniert werden und zu unnötig hohen Kosten oder Aufwand führen.

Schritt 3: Berechnung der benötigten Tankgröße

Regenwasserertrag (L/Jahr) oder Regenwasserbedarf (L/Jahr) x Sicherheitsreserve = Speichervolumen (L)

Regenwasserertrag (L/Jahr) oder Regenwasserbedarf (L/Jahr): Der kleinere Wert wird ausgewählt

Sicherheitsreserve: 0,06 (entspricht 22 Tage ohne Regen)

Speichervolumen: 1000 L = 1 Kubikmeter

Wie viel Mehrkosten müssen für die Regenwassernutzung im Haus eingeplant werden?

Für die Nutzung von Regenwasser im Haus fallen Kosten für den Kauf und den Einbau von der Zisterne, den Leitungen vom Dach bis zur Zisterne und von dort wieder ins Haus, sowie weitere für das im Haus benötigte separates Wasserleitungs- und das Pumpensystem an. Diese müssen in das Hausbaubudget miteingeplant werden. Die Kosten hängen dabei sehr stark von der Größe des Tanks, den gewählten Materialien und der Länge der Verrohrungen ab. Bei einem Neubau, kann durch die Lage der Zisterne und die Optimierung der Raumanordnung die zusätzlichen Kosten gesenkt werden.

Hinzu kommen Kosten für eine regelmäßige Wartung der Regenwassernutzungsanlage.

Dem gegenüber stehen die Einsparungen. Die Kosten für Trinkwasser liegen je nach Region zwischen 1,50 Euro und 2,00 Euro pro Kubikmeter. Viele Gemeinden verlangen außerdem eine Grund- und Niederschlagsgebühr. Bei einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt können ca. 120 bis 200 Euro pro Jahr eingespart werden und das bietet eine große Chance, um Wasserressourcen zu sparen.

Wie kann Regenwasser im Garten verwendet werden?

Im Garten kommt das gesammelte Regenwasser meistens nur im Sommer zum Einsatz. Das wird in Zeiten mit wenig Regen im Sommer schwieriger zu kalkulieren. Am besten sollten Gärten so angelegt werden, dass sie wenig Wasser benötigen. Sollte doch eine Bewässerung gewünscht sein, ist eine Tröpfchenbewässerung zu empfehlen.

Für die Gartenbewässerung sollte die Regentonne oder Zisterne für eine Gießkanne oder Pumpe zugänglich sein. Eine Pumpe kann direkt mit einer automatischen Gartenbewässerung kombiniert werden. Alternativ kann eine Zisterne mit einem Außenwasserhahn verbunden werden, an den die Gartenbewässerung angeschlossen werden kann.

Generell gilt, dass man sich über die Wassernutzung Gedanken machen sollte. Die Preise für Trinkwasser werden voraussichtlich in den nächsten Jahren steigen und somit wird die Nutzung von Regenwasser immer rentabler.

Über den Autor
Dipl. Ing. Ester Karl
Bauingenieurin & Autorin
Als Bauingenieurin & Bauphilosophin setzt sich Ester für die Themen Nachhaltigkeit & wohngesundes Bauen ein.

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