Effiziente Lüftungsanlagen: Tipps für gesunde Raumluft und Schimmelschutz
31/10/2024

Lüftungsanlage – wann wird sie gebraucht und was solltest du zum Thema Lüftung noch wissen?

Lüftungshersteller werben gerne mit „Nie mehr Schimmel“, da durch die Lüftung der Feuchtigkeitsüberschuss abtransportiert würde. Mindestens genauso wichtig ist jedoch der oft vergessene Sauerstoff-, bzw. CO2-Gehalt in unserer Atemluft. Bin ich durch den Einbau einer Lüftungsanlage auf der sicheren Seite und kann mich entspannt zurücklegen?

Der Gastbeitrag von den Expert:innen von Thümer Holzbau Architektur gibt euch eine Einschätzung, wann es sinnvoll ist, eine Lüftungsanlage einzubauen, wann ihr darauf verzichten könnt und was ihr in jedem Fall für eine gesunde Raumluft beachten solltet.

Warum ist eine effiziente Wohnraumbelüftung wichtig?

Kontrollierte Wohnraumbelüftungen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und sie werden immer häufiger in Bestands- und Neubauten eingesetzt – denn unsere Gebäude werden zunehmend dichter gebaut. Das erfordert kluge Lösungen zur Feuchtigkeitsregulation und für eine ausreichende Frischluftzufuhr.

Denn grundsätzlich besteht die Notwendigkeit zum Lüften aus den folgenden Gründen:

  • Schutz vor Feuchtigkeitsschäden:

Ein Mensch produziert durch die Atmung stets Feuchtigkeit, die an die Umgebungsluft abgegeben wird (etwa 60 g Wasserdampf in der Stunde bei ruhender Tätigkeit). Hinzu kommen weitere Feuchtigkeitsquellen, wie bspw. Kochen, Duschen, Waschen etc. Diese Feuchtigkeit muss über das Lüften nach draußen transportiert werden, ansonsten kann es zu Feuchtigkeitsschäden am Bauwerk (und dadurch hervorgerufenen möglichen Erkrankungen) kommen. Wir Menschen fühlen uns in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit nicht mehr wohl, da u. a. das Atmen schwerer fällt, der Körper schneller ermüdet und es in Verbindung mit hohen Temperaturen zu einem Wärmestau im Körper kommen kann. Außerdem steigen bei einer feuchten Luft der Gehalt an Krankheitskeimen und die Geruchsbelästigung. Aber auch eine zu „trockene“ Luft, gerade im Winter durch die geringen Temperaturen und die niedrige Luftfeuchte, kann für den Körper unangenehm werden.

Bei der Beurteilung der Luftfeuchtigkeit kommt es immer auch auf die Raumtemperatur an, denn 60 % relative Luftfeuchte in einem 20° C warmen Raum sind wesentlich unangenehmer als 60 % relative Luftfeuchte in einer kalten Umgebung.

Grundsätzlich gilt ca. 50 % als Idealwert für die relative Luftfeuchte bei einer üblichen Raumlufttemperatur. 30 % sollten nicht unterschritten und 60 % nicht überschritten werden.

Max. dauerhafter CO2-Gehalt in der Luft: grundsätzlich sollte ein Wert von unter 600 ppm eingehalten werden, langfristig sollten 700 ppm nicht überschritten werden (erste Müdigkeitserscheinungen treten meist erst bei über 2000 ppm auf). Ein dauerhaft erhöhter CO2-Gehalt in der Luft kann schädlich für Körper und Geist sein, da Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten können (sehr individuelles Empfinden).

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Welche Lüftungskonzepte/-anlagen gibt es?

Bei technisch betriebenen Be- und Entlüftungsanlagen unterscheidet man grundsätzlich zwischen einer zentralen und einer dezentralen Lüftungsanlage. Eine ebenso mögliche Lüftungsart ist die manuelle Lüftung, d. h. der Luftaustausch durch das händische Öffnen der Fenster. Grundsätzlich sollte bei jeder Art von Lüftung darauf geachtet werden, dass besonders in der kalten Jahreszeit möglichst wenig Heizenergie verloren geht, d. h. nur so viel gelüftet wird wie nötig. Denn ansonsten lohnen sich die Anstrengungen nicht, die wir heutzutage auf uns nehmen, um eine möglichst hohe Energieeffizienz zu erreichen.

Technische Lüftung Allgemein

Solltest du dich für eine raumlufttechnische Anlage entscheiden, heißt es nicht, dass du nicht unterstützend über die Fensteröffnung lüften kannst. Idealerweise werden die beiden Systeme sogar ergänzend eingesetzt. Zunächst sollen die Vor- und Nachteile einer technischen Be- und Entlüftung von Räumen betrachtet werden.

Vorteile:

  • Luftqualität: Mindestluftwechsel ist unabhängig von Nutzer:innen und Witterungsverhältnissen gewährleistet.
  • Filtermöglichkeit: Für Allergiker kann es von Vorteil sein, dass entsprechende Filter in der Lüftungsanlage z. B. das Eindringen von Pollen oder anderen Schadstoffen aus der Außenluft in den Raum vermindern.
  • Heizenergie einsparen: Lüftungsanlagen sind in der Regel mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, wodurch der Heizenergiebedarf bis zu 20 %, im Vergleich zu einer klassischen Fensterlüftung, gesenkt werden kann. Es muss jedoch Folgendes berücksichtigt/bedacht werden:
    1. Der Heizenergieeinsparung steht ein elektrischer Mehraufwand für den Betrieb der Lüftungsanlage gegenüber.
    2. Die Heizungsart spielt beim tatsächlichen Energieeinsparpotenzial eine wesentliche Rolle, denn nur bei einer Konvektorheizung (klassische Heizkörper) wird der Lüftungswärmeverlust durch eine Lüftungsanlage deutlich reduziert. Hintergrund ist, dass eine Konvektorheizung die Luft erwärmt (die bei einer Fensterlüftung nach draußen „abhaut“), wohingegen eine Flächentemperierung (z. B. eine Fußbodenheizung) eine Strahlungswärme erzeugt, die nicht direkt verloren geht, sobald das Fenster geöffnet wird, da die ewärmten Bauteile weiterhin warm bleiben. Somit relativiert sich bei einer Flächenheizung dieser Vorteil ein Stück weit.
  • Komfort: Ein manuelles Lüften ist bei einer technischen Be- und Entlüftung nicht grundsätzlich notwendig (was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn ein manuelles Lüften durch den/die Nutzer:in nicht möglich ist, z. B. durch eine körperliche Einschränkung).
  • Lärmschutz: Bei Fenstern, die einem starken Außenlärm, z. B. durch eine hochfrequentierte Straße, ausgesetzt sind, stellt das Öffnen des Fensters eine Lärmbelastung dar. In diesem Fall kann eine Lüftungsanlage einen Lärmschutz bieten, da die Fenster dann nicht mehr zwingend geöffnet werden müssen.

Nachteile:

  • Geräuschentwicklung: Die Anlagen sind grundsätzlich nicht geräuschlos. Hier müssen ggf. Vorkehrungen getroffen werden, um den Geräuschpegel möglichst gering zu halten.
  • Fehlerhafte Nutzung: Es besteht das Risiko für eine fehlerhafte Nutzung der Technik durch falsch/schlecht eingestellte Parameter (z. B. sollte die Lüftung tageszeitspezifisch oder bedarfsgerecht, z. B. durch Sensoren, konfiguriert werden). Zudem werden (hoch-)technisierte Anlagen von den Nutzer:innen häufig nicht mehr verstanden und dadurch falsch bedient.
  • Wartungsaufwand: Technische Anlagen müssen regelmäßig gewartet werden, um eine einwandfreie Funktion dauerhaft zu gewährleisten. Zudem müssen Filter regelmäßig getauscht werden, um eine Verschmutzung der Anlage zu verhindern.
  • Kosten: Eine technische Lüftungsanlage kann einen hohen finanziellen Aufwand bedeuten. Selbstverständlich gibt es hier große Unterschiede, abhängig von Qualität etc.

Nun möchten wir uns die beiden Lüftungssysteme einmal näher anschauen und erläutern, worin sich die Anlagen unterscheiden.

1. Zentrale Lüftungsanlage

Eine zentrale Lüftungsanlage ist ein zentral verbautes System, das mehrere Räume in einem Gebäude über getrennt geführte Zu- und Abluftkanäle mit frischer Luft versorgt. Hierbei gibt es nur zwei Öffnungen zur Außenluft, einmal um die Frischluft anzusaugen und einmal um die „verbrauchte“ Luft wieder an die Außenluft abzugeben. Diese Technologie wird zunehmend in Wohn- und Gewerbeimmobilien eingesetzt, um eine komfortable Raumnutzung zu schaffen.

Vorteile:

  • Geräuschärmer: Je nach Modell sind die Geräusche innerhalb des Raumes geringer als bei dezentralen Lüftern. Wichtig ist, dass das zentral eingebaute Lüftungsgerät schallentkoppelt eingebaut wird, um eine Schallübertragung in das Gesamtgebäude zu verhindern.
  • Lüftung mit Wärmerückgewinnung: Häufig wird die Wärmepumpe in das Lüftungssystem integriert, um als Wärmetauscher zu fungieren. D. h. die Abluft wird genutzt, um die frische Zuluft vorzuheizen. Dadurch wird Energie gespart und somit die Effizienz erhöht. Hierbei ist es jedoch wichtig, dass das Gesamtsystem insgesamt gut aufeinander abgestimmt sein muss.
  • Kontrollierte Wohnraumlüftung: Die Luftzufuhr und -abfuhr werden automatisch gesteuert, sodass bei einer gut eingestellten Anlage eine optimale Luftqualität und ein konstanter Luftwechsel, auch bei hoher Raumbelegung, sichergestellt ist.
  • Effizienz: Die technische Ausstattung muss nur einmal zentral eingerichtet und dann in die einzelnen Räume verteilt werden. Das zahlt sich vor allem bei großen Gebäuden aus.

Nachteile:

  • Installationsaufwand: Die Installation erfordert eine sorgfältige Planung und ist in der Umsetzung umfangreich, da sich die Anlage aus einigen technischen Komponenten zusammensetzt (z. B. Schalldämpfer, Luftfilter i. d. R. aus synthetischen Materialien, Verbindungsteile, Ventilatoren und elektronische Steuerungen) und Lüftungskanäle im gesamten Haus verteilt werden müssen (hier kommen schnell viele Meter Leitung zusammen). Die erforderlichen Lüftungskanäle können vor allem in bestehenden Gebäuden große Herausforderungen darstellen.
  • Materialherstellung: Bei der Effizienzbeurteilung sollte immer der gesamte Lebenszyklus von Bauprodukten betrachtet werden. Inbesondere eine zentrale Lüftungsanlage erfordert in der Erstellung einen hohen Materialeinsatz und damit auch einen hohen Energieverbrauch in der Herstellung. D. h. bei einer ganzheitlichen Betrachtung muss der Energieeinsparung während der Betriebszeit der Energieverbrauch für die Herstellung der Produkte gegenübergestellt werden.
  • Verunreinigungen: Es werden zwar (feine) Luftfilter eingesetzt, dennoch besteht die Gefahr, dass Schimmelsporen und andere Verunreinigungen in die Kanäle gelangen (z. B. während der Bauphase) und sich dort vermehren, wodurch die Bakterien etc. dann in die Innenraumluft gelangen können.
  • Baukonstruktion: Da die Lüftungskanäle durch das gesamte Haus geführt werden müssen, ist bei der Dimensionierung der Bauteile Platz für die Kanäle einzuplanen. Das hat zur Folge, dass in der Regel vor allem die Deckenaufbauten deutlich höher werden.
  • Hohe Technisierung: Eine zentrale Lüftungsanlage ist ein komplexes, technisches System, das in der Regel nur von Fachkräften eingestellt/gewartet werden kann.
  • Kosten: Die Kosten sind durch den höheren Planungs- und Installationsaufwand wesentlich höher als bei einer dezentralen Lüftungsanlage.
  • Statische Aufladung: Die statische Aufladung (entstanden durch Reibung an den meist eingesetzten Kunststoffrohren) in einer zentralen Lüftungsanlage kann die Eigenschaften der einströmenden Außenluft beeinflussen, insbesondere in Bezug auf ihre elektrische Ladung. Die Veränderungen zeigen sich auf verschiedenen Weisen. Beispielsweise haften die negativ geladenen Luftpartikel, Staub und andere Schwebstoffe an den positiv geladenen Oberflächen der Lüftungskanäle, wo sie sich vermehren. Zudem kann sich die Größe und Verteilung von Aerosolen und Feuchtigkeit in der Luft verändern. Diese Veränderungen können die Luftqualität und die Gesundheit der Nutzer beeinflussen.

Um die statische Aufladung in der Lüftungsanlage und die damit verbundenen möglichen negativen Auswirkungen auf die Außenluftqualität zu reduzieren, können bspw. die Implementierung von Erdungssystemen, eine gezielte Befeuchtung der Luft und/oder der Einsatz von antistatischen Materialien (wie z. B. Metallrohre anstatt Kunststoffkanäle) helfen. Bei Letzterem muss jedoch der hohe Energieaufwand für die Herstellung und damit der Einsatz dieser kritisch hinterfragt werden.

Anwendungsbereiche

Zentrale Lüftungsanlagen sind vielseitig einsetzbar und bieten in vielen Bereichen Vorteile hinsichtlich Luftqualität, Energieeffizienz und Komfort. Ihr Einsatz ist besonders in Gebäuden wichtig, in denen eine konstante Belüftung und ein gesundes Raumklima erforderlich sind und durch eine manuelle Lüftung nicht konsequent gewährleistet werden kann. Das betrifft hauptsächlich größere Gebäude mit vielen Nutzer:innen wie bspw. Mehrfamilienhäuser, Gewerbebauten, öffentliche Gebäude wie KiTas und Schulen sowie Pflege- und Sporteinrichtungen und die Hotellerie. Aber auch in Einfamilienhäusern können sie zum Einsatz kommen. Hier sollte Aufwand vs. Nutzen/Anspruch der Nutzer:innen bewertet werden.

Fazit

Eine zentrale Lüftungsanlage bietet viele Vorteile für die Wohn- und Arbeitsumgebung. Sie trägt nicht nur zu einem besseren Raumklima bei, sondern kann auch helfen, Energiekosten zu senken. Bei der Planung und Installation ist es jedoch wichtig, auf Qualität und Fachkenntnis zu setzen, um die bestmögliche Leistung zu gewährleisten. Der hohe planerische sowie Installationsaufwand macht sich insbesondere bei großen Gebäuden mit vielen (verschiedenen) Nutzern bezahlt.

2. Dezentrale Lüftungsanlage

Dezentrale Lüftungsanlagen sind eine moderne Lösung für die Belüftung von Wohn- und Gewerberäumen. Im Gegensatz zu zentralen Lüftungssystemen, die ein ganzes Gebäude mit einem einzigen Lüftungsgerät versorgen, arbeiten dezentrale Anlagen unabhängig in einzelnen Räumen. Dies bietet zahlreiche Vorteile.

Vorteile:

  • Flexibilität: Diese Systeme lassen sich leicht installieren und anpassen. Wenn sich die Nutzung oder Belegung eines Raums ändert, kann die Lüftung entsprechend angepasst werden, ohne das gesamte System umstellen zu müssen. Ebenso ist eine nachträgliche Nachrüstung ohne erheblichen Aufwand möglich.
  • Einfache Installation: Dezentrale Anlagen erfordern geringe bauliche Maßnahmen, da keine Luftkanäle verlegt werden müssen. Dies ist insbesondere in Bestandsgebäuden von Vorteil.
  • Kosten: Die Anschaffungskosten einer dezentralen Lüftungsanlage sind niedriger als für eine zentrale Anlage, da sie einfacher zu installieren sind und keine umfangreichen Luftkanäle benötigen.

Nachteile:

  • Geräuschentwicklung: Einige Modelle können insbesondere während des Betriebs in einer hohen Stufe durch die Ventilatorbewegung laut sein. Das kann vor allem in Wohn- und Schlafräumen stören.
  • Außenwandöffnung: Da jedes Gerät eine eigene Öffnung benötigt, müssen einige Durchbrüche in der klimatisch anspruchsvollen Außenwand vorgenommen werden. Ein sorgfältiger und sachgerechter Einbau ist hier zwingend notwendig, ebenso wie die Integration eines Wärmetauschers zur Wärmerückgewinnung, da ansonsten die Energieeffizienz erheblich reduziert wird.
  • Wartungsaufwand: Jedes Gerät benötigt regelmäßige Wartung einschließlich Filterwechsel und Reinigung, was zusätzlichen Aufwand (und damit auch Kosten) bedeutet, wenn auch wesentlich geringer als bei einer zentralen Lüftungsanlage.
  • Konditionierung der Luft und Luftmenge: Dezentrale Lüftungsanlagen sind möglicherweise weniger effektiv bei der Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung im Vergleich zu zentralen Systemen, die eine gleichmäßige Behandlung der Luft für das gesamte Gebäude bieten. Insbesondere in Räumen mit höherem Luftbedarf (z. B. Küchen oder Bädern) ist somit zwingend auf eine ausreichende Dimensionierung der Anlage zu achten, sodass genug frische Luft zugeführt werden kann.

Anwendungsbereiche

Dezentrale Lüftungsanlagen finden in vielen Bereichen Anwendung. Sie sind besonders geeignet für Einfamilienhäuser, Mietwohnungen, Büros oder Gewerberäume, in denen eine gezielte Belüftung erforderlich ist. Besonders für Bestandsbauten sind dezentrale Lüfter eine attraktive Option, da keine aufwendigen Installationen im Gesamtgebäude vorgenommen werden müssen. Ebenso kann es für ein innenliegendes Bad, für das eine technische Be- und Entlüftung zwingend notwendig ist, eine gute Lösung sein. Hier sollte ganz besonders darauf geachtet werden, dass die Anlage genügend Luftwechsel bietet, um Schimmelbildung und unangenehme Gerüche zu vermeiden.

Fazit

Insgesamt können dezentrale Lüftungsanlagen eine effektive und flexible Lösung zur Verbesserung der Raumluftqualität bieten. Sie sind eine interessante Alternative zu zentralen Systemen, insbesondere für kleine Gebäude und Bestandsbauten, um den Mindestluftwechsel herzustellen, ohne aufwändige Installationen vornehmen zu müssen. Insbesondere die Geräuschentwicklung und die evtl. verminderte Effizienz können Nachteile darstellen.

Manuelle Lüftung (Fensterlüftung)

Eine manuelle Fensterlüftung ist sinnvoll, wenn die Nutzer:innen bereit sind, sich umfassend zu informieren sowie bewusst und aktiv zu lüften. Um ein gutes Bewusstsein zu entwickeln, wie sich die Raumluftqualität im Laufe des Tages und bei unterschiedlicher Belegung des Raumes verändert, hilft ein hochwertiges CO2 Messgerät, das ebenso einen Luftfeuchte-Hygrometer integriert haben sollte. So kann sich relativ schnell ein Feingefühl dafür ausbilden, wann und wie lange gelüftet werden muss, sodass das Lüftungsverhalten insgesamt optimiert wird. Grundsätzlich gibt es bei der Fensterlüftung ein paar Aspekte zu berücksichtigen:

  • Stoß-/Querlüftung: Eine kurze Stoß-/Querlüftung sorgt für einen sehr effektiven und ausreichenden Luftwechsel. Eine dauerhafte Kippstellung eines Fensters kann hingegen keine zufriedenstellende Luftzirkulation erzeugen.
  • Ventilator: Ist es durch die Anordnung der Fenster und/oder Räume nicht möglich, querzulüften, kann ein Ventilator bei der Bewegung der Luft unterstützen.
  • Automatische Fensterlüftung: Eine Möglichkeit zur Kombination einer Fensterlüftung mit einer technischen Automatisierung bietet das Öffnen und Schließen der Fenster durch einen Motor, der per Zeitschaltuhr oder bspw. Smart-Home-Steuerung aktiviert werden kann.
  • Feuchtigkeitspuffernde Materialien: Wenn du dich für eine reine Fensterlüftung entscheidest, solltest du unbedingt auf die Verwendung von feuchtigkeitspuffernden Materialien achten. Um Zwischenzeiten, in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit im Raum vorherrscht, ohne negative Auswirkungen (wie bspw. Schimmelbildung) zu überbrücken, ist es unbedingt zu empfehlen, Oberflächen zu wählen, die hykroskopisch sind. Das ist im Wesentlichen (unbehandeltes, geöltes) Holz und reiner Kalk- oder Lehmputz. Diese Materialien können die Feuchtigkeit aufnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn gelüftet wird, wieder an die Luft abgeben. So kann ein dauerhaft gesundes Raumklima sichergestellt werden.

Vorteile:

  • Einfachheit: Diese in der Vergangenheit gängige Lüftungsart ist unkompliziert und erfordert keinen speziellen Installations- oder Wartungsaufwand. Es muss keine u. U. komplizierte Technik verstanden und bedient werden.
  • Frische Luft: Durch das Öffnen der Fenster gelangt sofort frische, „unbehandelte“ Luft in den Raum, was oft als angenehmer empfunden wird.
  • Stromeinsparung: Keine zusätzlichen Stromkosten für Lüftungsanlagen. Frische Luft wird „kostenlos“ durch das Öffnen von Fenstern hereingelassen.
  • Regelbare Luftmenge: Die Nutzer:innen können zu jeder Zeit individuell entscheiden, wie lange und wie weit sie die Fenster öffnen, um die gewünschte Luftmenge und -zirkulation zu erreichen. Das erfordert jedoch Kenntnis über die notwendige Mindestluftmenge und eine Sensibilität für eine gute Raumluftqualität.

Nachteile:

  • Witterungsabhängigkeit: Bei schlechten Wetterbedingungen (Regen, Wind, Kälte, Hitze) kann das Öffnen der Fenster unangenehm sein oder zu größeren Energieverlusten führen.
  • Ungleichmäßige Belüftung: In größeren oder mehrstöckigen Gebäuden kann die Luftzirkulation ungleichmäßig sein, was zu unerwünschten „toten Zonen“ führen kann.
  • Außenlärm und Schadstoffe: Offenstehende Fenster können, abhängig vom Gebäudestandort, mögliche Außengeräusche und Luftverschmutzung (z. B. Feinstaub, Abgase) ins Innere lassen.
  • Unzureichende Lüftung: Bei unregelmäßiger oder falscher Lüftung kann sich Feuchtigkeit im Raum ansammeln, was Schimmelbildung begünstigen kann.
  • Temperaturschwankungen und Energieverlust: Das Öffnen der Fenster kann zu plötzlichen Temperaturveränderungen führen, was besonders in kälteren Monaten unangenehm sein und zudem zu einem Energieverlust führen kann („zum Fenster hinaus heizen“). Dieser Verlust zeigt sich jedoch nur bei einer Konvektorheizung deutlich, denn hier entweicht die erwärmte Luft nach draußen.

Anwendungsbereiche

Besonders in Einfamilienhäusern stellt die manuelle Lüftung über die Fenster eine attraktive Lösung dar, denn die Installation einer Lüftungsanlage bedeutet in der Regel auch einen höheren Invest. Dieser muss gerade bei kleinen Gebäuden gegen den Nutzen abgewägt und bewertet werden. Die Nutzer:innen müssen bereit sein, die Lüftung aktiv vorzunehmen, und es muss das Interesse bestehen, sich gut um das Haus zu kümmern. Das ist durch die hohe emotionale Bindung bei einem Einfamilienhaus in der Regel gegeben.

Fazit

Die manuelle Fensterlüftung bietet eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, Räume mit frischer Luft zu versorgen. Daher kann diese Lüftungsart vor allem für Einfamilienhäuser eine gute Lösung sein. Nachteile wie die Wetterabhängigkeit oder ein möglicher Energieverlust sollten bedacht werden.

Welche Lüftungsart ist nun die Richtige für dein Projekt? – Ein abschließendes Fazit

Jede Lüftungsart, eine zentrale oder dezentrale Lüftungsanlage und die manuelle Lüftung über die Fenster, weisen Vor- und Nachteile auf. Letztlich ist es abhängig von der Gebäudegröße, der Nutzung der Räume, der Anzahl der Nutzer:innen und den Anforderungen an die Raumluftqualität, welche Lüftungsart die geeignete Lösung darstellt. Während der hohe Technisierungsgrad sowie Installations- und damit auch Kostenaufwand für eine zentrale Lüftungsanlage insbesondere bei großen Gebäuden mit vielen verschiedenen Nutzer:innen sinnvoll und äußerst effizient sein können, ist eine manuelle Lüftung im Ein-/Zweifamilienhaus mit einer modernen Flächenheizung eine durchaus mögliche und sinnvolle Lösung.

Voraussetzungen für eine reine Fensterlüftung sollten ein gutes Verständnis für ein optimales Lüftungsverhalten und die Bereitschaft/Möglichkeit, regelmäßig zu lüften, sein. Feuchtigkeitspuffernde, natürliche Materialien, vor allem in den Oberflächen, wie bspw. geöltes Holz sowie Kalk- und Lehmputze können Feuchtigkeit zwischenspeichern und verhindern so eine Schimmelbildung, auch ohne Lüftungsanlage.

Wir empfehlen zudem, für Aufenthaltsräume CO2-Sensoren zu kaufen, die ein Signal freigeben, wenn der CO2-Pegel zu weit überschritten wird. Hier lohnt es sich, in gute Geräte zu investieren. Nach einiger Zeit werden die Raumnutzer:innen wissen, wie sie ihre Räume belüften müssen, um einen guten Sauerstoffgehalt zu gewährleisten.

Für große Gebäude mit vielen verschiedenen Nutzer:innen kann nicht unbedingt von einem guten Lüftungsverhalten ausgegangen werden, weshalb automatisierte Lösungen sinnvoller sind, um das Gebäude in einem insgesamt guten Zustand über möglichst viele Jahre zu erhalten.

Über den Autor
Thümer Holzbau Architektur
Freie Architektin Dipl-Ing (FH)
Mit dem Fokus auf einer individuellen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Planung und Ausführung setzen die Expert:innen von Thümer Holzbau Architektur ökologische Holzbauprojekte für eine lebenswerte Zukunft um.

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