Hausbau: News und Trends (22.07.2024)
22/7/2024

Hausbaunews (22.07.2024)

Aktuelle Nachrichten aus der Bau- und Immobilienbranche mit Informationen und Trends für Bauende und alle, die es noch werden wollen.

WWF-Studie: Kosten und Nutzen von Sanierungen

Das eigene Einfamilienhaus bis zum Jahr 2045 zu sanieren, ist kostengünstiger als keinerlei Maßnahmen zu ergreifen. Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen neuen Studie des WWF Deutschland. Die Prognos AG hat dabei die Kosten der Energieerzeugung in unsanierten Immobilien mit verschiedenen Sanierungsschritten und ihren Investitionen verglichen – einschließlich der späteren Einsparungen durch bessere Effizienz. Dabei wurden zwei typische Referenzgebäude untersucht. Je nachdem, ob nur einzelne Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden (wie die Dachdämmung und ein Fensteraustausch) oder das Haus auf einen höheren Effizienzstandard von EH 70 oder EH 55 gebracht wird, steigen zwar zunächst die Investitionskosten. Gleichzeitig erhöhen sich jedoch auch die Einsparungen. Zudem profitieren Verbraucher:innen von Förderprogrammen. Insgesamt ist es am teuersten, nichts zu tun – sowohl für den Geldbeutel als auch für das Klima.

Klimachefin von WWF Deutschland, Viviane Raddatz, erklärt: „Der Gebäudesektor ist eine Großbaustelle für den klimafreundlichen Umbau Deutschlands. Wir brauchen dringend neuen Schwung für nötige Sanierungen. Das wirkt sich nicht nur positiv aufs Klima auf, sondern zahlt sich insbesondere für Eigenheimbesitzer langfristig auch finanziell aus.”

Bis circa 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Doch es gibt noch erhebliche Probleme bei den erforderlichen Sanierungen. Die derzeitige Sanierungsquote liegt bei nur etwa 0,7 Prozent pro Jahr, müsste jedoch im Durchschnitt mehr als 2 Prozent betragen, um das zu erreichen. Außerdem verursachen immer noch zu viele fossile Heizungen eine sehr hohe Emissionsbelastung. Ein zukunftsfähiger Gebäudebestand weist nicht nur eine energetisch sanierte Gebäudehülle auf, sondern wird auch mit ökologischer Wärme versorgt, wie z.B. über eine Wärmepumpe.

Die Untersuchung verdeutlicht, dass Sanierungen auch ohne Berücksichtigung des Wärmeerzeugers rentabel sind – jedoch mit einem umweltfreundlichen Heizsystem noch höhere Einsparungen erzielt werden können. Beispielsweise betragen die Gesamtkosten für ein unsaniertes Einfamilienhaus mit Gasheizung bis zum Jahr 2045 etwa 89.000 Euro. Werden hingegen die Standards eines Effizienzhauses EH 70 oder EH 55 durch Sanierung erreicht und eine Wärmepumpe installiert, reduzieren sich die Kosten auf rund 65.000 Euro.  Die Ausgaben für den Energiebezug können dadurch teilweise um bis zu 80 Prozent gesenkt werden. Obwohl die anfänglichen Investitionskosten für eine umfassende Sanierung höher sind als für eine Teilanierung, erweist sich die vollständige Sanierung langfristig als kostengünstiger. Zusätzlich zur erhöhten Unabhängigkeit von Energiepreisen können Eigentümer:innen durch eine Sanierung den Wert ihres Hauses steigern. Es ist jedoch entscheidend, die Förderprogramme für Sanierungen zu verbessern, da die hohen Anfangsinvestitionen für Menschen mit geringerem Einkommen eine erhebliche Belastung darstellen können. Raddatz sagt: „Hier könnte ein zusätzlicher Einkommensbonus helfen oder besonders günstige Kredite.”

Sanierungen lohnen sich in jedem Fall für das Klima: Die Emissionen in einen nicht sanierten Einfamilienhaus mit Gaskessel betragen bis 2045 rund 101.000 Tonnen CO2-Äquivalente, diese Zahlen liegen  in einem EH 55-Haus mit Wärmepumpe nur noch bei 5.000 Tonnen. In einem Haus mit mehreren Parteien sinken die Emissionen von 310.000 Tonnen auf 14.000 Tonnen.

Quelle: Auf die Zukunft bauen (wwf.de)

Wieder mehr Genehmigungen für Baukredite

Im Bereich der privaten Baufinanzierungen zeichnet sich eine erneute Belebung ab: Zum ersten Mal seit 2018 ist laut einer Umfrage der Bundesbank der Anteil abgelehnter Kreditanträge gesunken. Dadurch haben Deutschlands Banken mehr Wohnungsbaukredite bewilligt.

Dies wird durch eine regelmäßige Umfrage der Bundesbank zum Kreditgeschäft bestätigt, bei der sie viermal jährlich große deutsche Banken befragt. Der sogenannte Bank Lending Survey (BLS) zeigt zudem, dass die Wohnungsbaukreditnachfrage in den ersten 6 Monaten in 2024 deutlich gestiegen ist.

Die Bundesbank ermittelt dabei die Differenz zwischen Banken, die eine steigende Nachfrage melden, und solchen, die eine sinkende Nachfrage anzeigen. Im zweiten Quartal berichtete die Mehrheit der Banken von einem Aufwärtstrend im Immobiliengeschäft. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres war ihr Anteil ungewöhnlich hoch gewesen.

Laut den Banken liegt einer der Hauptgründe dafür darin, dass Privatkund:innen die Zukunftsaussichten auf dem Immobilienmarkt optimistischer beurteilen. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt fest, dass die Aussichten in Deutschland im Vergleich zu anderen Euro-Ländern besonders positiv geworden sind. Dies steht im Zusammenhang mit dem vergleichsweise starken Rückgang der Hauspreise im Land, wodurch es für mehr Kund:innen möglich wird, sich eine eigene Immobilie leisten zu können.

Trotzdem erreicht die aktuelle Baufinanzierung im Land noch nicht das frühere Niedrigzinsjahrniveau. Dies belegen Analysen der Beratungsfirma Barkow Consulting. Im Mai vergaben Banken Wohnungsbaukredite in Höhe von 15,4 Milliarden Euro, während es im April noch 16,8 Milliarden Euro waren. Dieser Trend wird vom Handelsblatt, die Sparkassen und Genossenschaftsbanken befragt haben, bestätigt.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben die Banken Abschlüsse in Höhe von 76,5 Milliarden Euro verzeichnet. Aktuellere Daten liegen noch nicht vor. Dies entspricht laut Barkow einer Steigerung um 15 Prozent gegenüber dem Zeitraum von Januar bis Mai 2023, als Zinserhöhungen das Immobiliengeschäft stark beeinträchtigten. Trotzdem betrachten die Expert:innen von Barkow die neuesten Zahlen als "moderat enttäuschend.”

Vor drei Monaten prognostizierte die Bundesbank-Kreditumfrage einen Aufschwung im Immobiliengeschäft. Auch Expert:innen des Marktes haben anderes erwartet hatten. Bisher blieben die Zahlen jedoch hinter diesen Erwartungen zurück. Barkow Consulting beschreibt die Entwicklung als eher bescheiden: "Statt Aufschwung gibt es eher ein Aufschwüngchen.”

Daher sollte auch eine weitere Erkenntnis aus der aktuellen Bank Lending Survey mit Vorsicht betrachtet werden: Nach Angaben der Bundesbank erwarten die befragten Banken mehrheitlich, dass auch im dritten Quartal die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten steigen wird.

Quelle: Immobilien: Banken genehmigen mehr Anträge für Baukredite

Deutsche beim Immobilienerwerb wieder optimistischer

Eine repräsentative Untersuchung der Interhyp Gruppe, einem Anbieter für private Baufinanzierungen in Deutschland, zeigt, dass der Immobilienmarkt aus Sicht der Deutschen wieder an Attraktivität gewonnen hat. Über die Hälfte der Befragten hält den Erwerb einer Immobilie in ihrer Region nun für „mittel“ oder „leicht“ finanzierbar – was bedeutet, dass es machbar ist. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 9 Prozentpunkten dar. Besonders bei den Personen, die planen, in den nächsten ein bis zwei Jahren eine Immobilie zu erwerben, ist das Bild noch positiver: 56 Prozent dieser Gruppe bewerten den Immobilienerwerb als „mittel“ bis „leicht“ leistbar, was einen Zuwachs von 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr darstellt.

Erstmals seit der Zinswende im Jahr 2022 halten wieder mehr Menschen in Deutschland den Traum vom Eigenheim für realistischer. Während in der Leistbarkeitsstudie 2023 noch jeder zweite Befragte den Immobilienmarkt als „überdreht oder überhitzt“ bezeichnete, ist es ein Jahr später nur noch jeder dritte.

„2024 werden wieder mehr Chancen am Markt wahrgenommen. 54 Prozent und damit mehr als die Hälfte sieht wieder mehr Verhandlungsspielräume als noch vor einem Jahr. Das ist ein Anstieg von 14 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr“, so Jörg Utecht als Vorstandvorsitzender der Interhyp Gruppe. „Wir sehen in den Studienergebnissen, dass sich wieder mehr Deutsche ermutigt fühlen, den Traum von der eigenen Immobilie angehen zu wollen – und unsere Zahlen bestätigen das. Das ist aus meiner Sicht auch die richtige Haltung: Seit der Zinswende war der Immobilienmarkt selten so attraktiv wie aktuell.”

Utecht betont die Bedeutung einer ausführlichen Beratung besonders beim Erwerb unsanierter Bestandsimmobilien. Für 53 % der Befragten ist der Kauf einer solchen Immobilie keine Option. Die Hauptgründe für diese ablehnende Haltung sind die unvorhersehbaren Modernisierungskosten und der hohe Aufwand für die Instandsetzung.

Utecht erklärt: „Zwar ist 2024 natürlich nicht alles anders. Manche Herausforderungen, wie der nach wie vor viel zu schleppende Neubau, sind unverändert da. Nicht zuletzt durch das veränderte Zinsumfeld hat aber eine sanfte Erholung eingesetzt, die auch durch die niedrigeren Immobilienpreise, die besseren Verhandlungsmöglichkeiten bei den Preisen und das größere Angebot an attraktiven Immobilien gestützt wird.”

Jörg Utecht prognostiziert, dass die Zinsen für 10-jährige Darlehen weiterhin zwischen 3,5 und 4 Prozent liegen werden. Gleichzeitig nähere sich die Inflationsrate dem Zielwert von zwei Prozent an und die Lohnerhöhungen würden Wirkung zeigen. Insgesamt dürfte die Leistbarkeit somit auf dem aktuellen Niveau bleiben, das im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert sei. Dies sei eine positive Nachricht für den Immobilienmarkt und für Kaufinteressierte.

Quelle: Interhyp-Studie zeigt, wie die Deutschen den Immobilienkauf gerade einschätzen

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Über den Autor
Sabrina Wallbaum
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Sabrina ist für alle Inhalte auf hausbaukurs.de und auf sozialen Medien zuständig. Neben ihrem Fachwissen als Immobilienkauffrau lässt sie in unsere Ratgebertexte jede Menge Leidenschaft für das Schreiben und Recherchearbeit einfließen, sodass unsere Leser:innen immer genau die Infos rund um ihr Anliegen finden, die sie gerade benötigen.

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