Damit ein Haus energieeffizient ist, muss es luftdicht und winddicht sein. Wir erklären dir den Unterschied zwischen luftdicht und winddicht, warum ein dichtes Haus wichtig ist und wie du die Dichtigkeit bei deinem Haus am besten umsetzen kannst.
Ein Haus braucht zwei Arten von Dichtigkeit: Erstens soll die Außenluft von außen nicht eindringen, d.h. das Haus muss winddicht sein. Dafür braucht das Haus außen eine winddichte Ebene im Wandaufbau auf der kalten Seite der Dämmung. Zweitens soll die Wand nicht von Innenluft durchströmt werden, d.h. das Haus muss luftdicht sein. Dafür braucht das Haus auf der warmen Seite der Wärmedämmung eine luftdichte Ebene im Wandaufbau. Die Winddichtung und die Luftdichtung sind abhängig voneinander, denn je diffusionsoffener die Winddichtung ist, desto diffusionsoffener kann auch die Luftdichtung sein. Der Fachbegriff für den Luftaustausch über Undichtigkeiten in der Gebäudehülle heißt Infiltration.
Die Winddichtigkeit ist im Grunde genommen der Witterungsschutz des Hauses und soll die Dämmstoffe von außen vor Wind, Schnee und Regen schützen. Die Winddichtung soll die Außenwärmedämmung im Winter vor der Hinterströmung mit kalter Luft, um im Sommer mit warmer Luft schützen. Der Winddruck, der kalte Luft in Undichtigkeiten drückt, kann bei Windstärke 3 die wärmedämmenden Eigenschaften der Außenwand um 50% vermindern.
Für die Luftdichtheit gibt es strengere Richtlinien (siehe DIN 4108) als für die Winddichtigkeit, weil sie einen großen Einfluss auf die Energieeffizienz eines Hauses hat. Umso undichter die Luftdichtigkeitsebene eines Hauses ist, desto größer sind die Heizwärmeverluste.
Durch die steigenden Heizpreise kostet jede warme Luft, die aus den Räumen unkontrolliert entweicht, viel Geld. Warme Luft entschwindet den Häusern aber nicht nur durch geöffnete Fenster, sondern durch undichte Stellen. Je dichter das Haus, desto besser kann die Wärme im Inneren gehalten werden und umso niedriger ist der Heizwärmebedarf.
Die Dichtigkeit eines Hauses soll aber nicht nur dafür sorgen, dass wir es warm und gemütlich haben, sondern sie ist auch ein wichtiger Bestandteil des Schutzes der Bausubstanz. Neben den Einsparungen von Heizenergie sprechen folgende Gründe für eine gute Dichtigkeit des Hauses:
Zusätzlich ist in dichteren Häusern der Wohnkomfort höher, weil es zu weniger Zuglufterscheinungen kommt.
Luft diffundiert über die Zeit durch die Baumaterialien hindurch (abhängig vom Wärmedurchgangskoeffizient), aber durch Undichtigkeiten sind die Wärmeverluste wesentlich größer. Im Verhältnis zur Mindestlüftung gehen nur 1 bis 2% der Luft als Luftdiffusion direkt durch Baustoffe. Bei Druckunterschieden sucht sich die Luft den einfacheren Weg durch Undichtigkeiten, bevor sie durch Baustoffe hindurchdiffundiert.
Bei den Undichtigkeiten wird zwischen primären, sekundären und tertiären Leckagen unterschieden. Bei einer primären Leckage ist das Leck direkt in der Luftdichtigkeitsebene. Bei einer sekundären Leckage ist das Leck in der Bauteilschicht, die raumseitig von der Luftdichtigkeitsschicht angeordnet ist. Eine tertiäre Leckage ist im Grunde genommen ein Leck in der Winddichtigkeitsebene.
Typische Stellen für Undichtigkeiten bei einzelnen Bauteilen wie Fenster- oder Türen sind vor allem die Fugen, die beim Einbau entstehen. Außerdem sind die Stöße von Bauteilen, die zusammengefügt werden, anfällig für Undichtigkeiten. Dazu gehört z.B. der Übergang vom Dach zur Wand. Es können aber auch Undichtigkeiten bei Durchbrüchen von Kabeln, Rohren, Leitungen und Steckdosen entstehen. Der Anschluss des Schornsteines, die Lüftungskanäle und Rollladenkästen sind weitere potenzielle Schwachstellen. Ganz besonders sollte auf eine unbeschädigte Dampfbremse im Dach geachtet werden.
Bei dem Verschließen von Rissen, Fugen, etc. sollte bedacht werden, dass Montageschaum (PU-Schaum) bei der Verarbeitung gesundheitlich problematische Emissionen verursacht, weil es Isocyanate enthält. Ebenso ist der Brandschutz, die Alterung der Schäume und die Plastizität nicht optimal. Risse sollten besser verspachtelt werden und Fugen mit Dämmmaterial aus Naturfasern, wie z.B. Hanf ausgestopft werden. Ggf. sind ergänzende Maßnahmen erforderlich, um die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu erfüllen. Je nach Bauteil müssen die Abdichtungssysteme elastisch sein.
Bei der Luftdichtung geht es hauptsächlich darum, dass durch die unkontrollierte Durchströmung der Wand mit warmer Innenraumluft durch Leckage nicht zu Tauwasseranfall in der Wand kommt. Dafür werden im Wand- und Dachaufbau Luftdichtigkeitsschichten, sogenannten Dampfbremsen oder -sperren eingebaut.
Der Unterschied zwischen einer Dampfbremse und einer Dampfsperre ist der sd-Wert. Der sd-Wert ist der Wasserdampfdiffusionswiderstand μ multipliziert mit der Dicke des Baustoffes und gibt einen Meterwert der wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke an. Ist der sd kleiner als 0,5, dann gilt das Material als diffusionsoffen. Ein sd -Wert zwischen 10 und 100m ist diffusionshemmend und wird Dampfbremse genannt. Wert über 100 m sind diffusionsdicht und werden Dampfsperren genannt. Je nach Produkt können diese beidseitig oder einseitig funktionieren. Es gibt auch feuchtevariable Dampfbremsen, die im trockenen Zustand einen hohen sd-Wert und im feuchten Zustand einen niedrigen sd-Wert haben. Der trockene Zustand herrscht i.d.R. im Winter vor.
Wenn die Luftdichtigkeitsschicht über Dampfbremsen oder -sperren erreicht werden soll, ist es besonders wichtig, dass diese fehlerfrei ausgeführt werden. Je höher der Dampfdiffusionswiderstand der Luftdichtigkeitsschicht ist, desto folgenreicher sind Löcher in dieser Schicht. Dampfsperren sollten aus diesem Grunde vermieden werden. Bei der Anbringung müssen auch Flanken und Übergänge sorgfältig mit abgedichtet werden.
Eine Luftdichtigkeitsschicht besteht aber nicht zwingend aus einer Folie, sondern kann auch aus anderen Baustoffen, wie z.B. Dreischichtplatten, Putze oder ähnlichem bestehen. Die Wahl des Materials hängt von der Diffusionsfähigkeit des Wandaufbaus und der Anordnung der Luftdichtigkeitsschicht ab.
Die Anforderungen für die Dichtigkeit von Gebäuden sind genau über den n50-Wert (h-1) festgelegt. Der n50-Wert ist die in der Luftdichtheitsmessung ermittelte Luftwechselrate in einem Gebäude im Jahresdurchschnitt. Bei einer kontrollierten Wohnraumlüftung, d.h. bei einer Lüftungsanlage, ist eine Überprüfung der Luftdichtheit Pflicht, denn ein bestimmungsgemäßer Betrieb von Lüftungsanalgen funktioniert nur bei einer dichten Gebäudehülle. Das ist vor allem wichtig bei Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Umgekehrt sollte auch beachtet werden, dass bei sehr dichten Häusern der hygienisch notwendige Mindestluftwechsel nicht mehr gewährleistet werden kann. Da das regelmäßige Lüften nicht durchgehend gewährleistet werden kann, sollten bei Neubauten und Sanierungen immer eine Lüftungsanlage in Betracht gezogen werden.
Werte, die man bei einem Neubau erreichen sollte, sind:
Die Luftdichtheit wird mit einer Luftdichtigkeitsprüfung, die unter dem Namen Blower-Door-Test bekannt, überprüft. Dabei wird durch die Herstellung von Über- und Unterdruck die Luftaustauschrate über Undichtigkeiten (n50-Wert) ermitteln. Dieser wird als n50-Wert angegeben.
News und Trends zum Thema Hausbau (28.01.2025): Webinar: Wohngesund Bauen und Sanieren (kostenlos); Commerzbank-Übernahme: Auswirkungen auf Baufinanzierungen; Der Bauzins der Woche - für dich ermittelt
Farben verstehen: Lerne alles zur Farbgestaltung in deinem neuen Zuhause, inkl. Expertentipps für Wohn- und Schlafzimmer usw.
News und Trends zum Thema Hausbau (21.01.2025): Webinar: Häuser bis 100 qm planen; Roboter aus Essen revolutioniert den Rohbau; Der Bauzins der Woche - für dich ermittelt