Bautagebuch: Was ist das?
14/6/2021

Das Bautagebuch – weniger Romantik, mehr Informationen

Ganz so romantisch, wie es auf den ersten Blick erscheint, ist das Bautagebuch nicht — Es ist nicht wie ein klassisches Tagebuch über den Bau zu verstehen, das zum Beispiel im privaten Rahmen von dem Bauherren oder der -bauherrin geführt wird, sondern es hat bei Streitigkeiten vor Gericht als Dokument volle Wirksamkeit. Deswegen ist das Führen eines Bautagebuches für Architekten bzw. Architektinnen oder Bauleiter und Bauleiterinnen Pflicht. Im Bautagebuch lassen sich nahezu alle Informationen über den Bau finden. 

Was ist das Bautagebuch?

In einem Bautagebuch werden alle wichtigen Dokumentationen über den Bau festgehalten. Es dient dazu, die einzelnen Baufortschritte und gegebenenfalls auch die Mängel zu dokumentieren und schriftlich zu fixeren. In der Regel ist der beauftragte Architekt bzw. die Architektin oder der Bauleiter oder die Bauleiterin dafür zuständig, dass das Bautagebuch lückenlos geführt wird. 

Bauherren oder -herrinnen obliegt keine Pflicht zum Führen eines Bautagebuchs. Es kommt aber häufig vor, dass die Hausbauenden zu privaten Zwecken ein Bautagebuch führen, dieses hat aber in der Regel bei Streitigkeiten vor Gericht keine Beweiskraft. 

Was steht in einem Bautagebuch?

Da es vor allem um eine lückenlose Dokumentation des Baufortschrittes und eventueller Baumängel geht, lassen sich im Bautagebuch auch nur Daten und Fakten finden – sprich es ist nicht als eigentliches „Tagebuch“ zu verstehen, sondern als Baudokumentation für jeden Tag, wobei es keine rechtliche Regelung über die zeitlichen Abständen oder die Eintragungshäufigkeit gibt. Laut der gesetzlichen Vorgaben soll es nur „regelmäßig“ geführt werden. Der Baubeauftragte bzw. die Baubeauftragte sollte es im besten Fall täglich sonst mindestens dann führen, wenn sie oder er auf der Baustelle vertreten ist. 

Generell gilt aber: Je häufiger das Bautagebuch geführt wird, desto eher werden Baumängel erkannt.

In der Regel lassen sich folgende Inhalte in einem Bautagebuch finden: 

  • Informationen zum Gebäude und zu dem Auftraggeber bzw. der Auftraggeberin
  • Angaben zum Bauleiter/der Bauleiterin
  • Eintragungsdatum
  • Angaben zum Baustellenfortschritt
  • Angaben zu Witterungsverhältnissen und Temperaturen (Sonne, Regen, Wind, Schnee, Frost); Vor allem dann wichtig, wenn diese Einfluss auf den Baufortschritt haben.
  • Angaben zu den auf der Baustelle arbeitenden Personen: Zu welcher Firma gehören sie und wie viele sind vor Ort?
  • Angaben über die verwendeten Geräte und die gelieferten und genutzten Materialien
  • Angaben zu Beanstandungen/Behinderungen oder zu Baumängeln und Schäden
  • Fotos bei Fertigstellung einzelner Bauschnitte, auch bei denen, die später nicht mehr sichtbar sind
  • Sämtliche Besprechungs- und Abnahmeprotokolle mit Namen und Unterschriften der Beteiligten
  • Dokumente wie Messungen, Betriebsanleitungen und Co. 

Die Inhaltsliste zeigt, wie umfangreich ein Bautagebuch ist und weswegen es so wichtig ist, dass es regelmäßig geführt wird. 

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Pflicht zum Führen des Bautagebuchs

Baumängel rechtzeitig erkennen, Materiallieferungen nachverfolgen und immer wissen, was auf der Baustelle los ist – ein Bautagebuch ist nicht nur im theoretischen Sinne praktisch, sondern auch im rechtlichen. Das findet auch der Gesetzgeber, der die Bauleitung dazu verpflichtet, ein umfassendes Bautagebuch zu führen. Laut der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) gehört das regelmäßige Führen eines Bautagebuches auch zu den Grundleistungen, auf die sich Bauherren und -herrinnen im Rahmen der Beauftragung eines solchen Experten bzw. einer solchen Expertin berufen können. Fehlt das Bautagebuch, können die Leistungen auch entsprechend gekürzt werden (siehe dazu aktuelle Rechtsprechung, Az. VII ZR 292/17).

In diesem Sinne sollen die Interessen der Bauherren und -herrinnen durch die Bauleitung gewahrt werden. 

Was kostet ein Bautagebuch?

Wird das Bautagebuch von dem beauftragten Architekten bzw. der beauftragten Architektin geführt, dann sind die Kosten für den Aufwand in der Leistungsphase 8 „Objektüberwachung“ wiederzufinden – sprich die Kosten sind schon in den Honorarkosten für den Experten oder die Expertin inbegriffen. Eine exakte Summe für die Kosten des Bautagebuchs zu treffen, ist schwierig, da in dieser Leistungsphase auch weitere Kosten inkludiert sind. Insgesamt werden in der HOAI 32 Prozent des gesamten Architektenhonorars für diese Phase veranschlagt. 

Ein anderweitig beauftragter Bauleiter bzw. Bauleiterin wird für den Aufwand des Bautagebuchs gesondert bezahlt. 

Das digitale Bautagebuch

Auch das Bautagebuch ist im digitalen Zeitalter angekommen und zahlreiche Apps, Plattformen oder Softwares erleichtern die Zettelwirtschaft. Der Vorteil der digitalen Variante liegen auf der Hand − alle Beteiligten haben immer die aktuellen und einheitlichen Informationen zur Verfügung stehen, in einer App finden die Parteien neben den gesamten Informationen Videos, Fotos und eingescannte Dokumente. Teilweise werden vereinfachte Kommunikationswege ermöglicht und die Dateien schnell mal per Mail an alle verschickt, die sie benötigen. 

Vorteile des digitalen Bautagebuchs

  • Öffentliche Listen von Firmen einsehen, um ein Subunternehmen auszuwählen, 
  • Versand der Dokumente per Mail,
  • Reduzierung des Schreib- und Dokumentationsaufwand,
  • optimierte Koordination mit allen Unternehmen,
  • übersichtliche Gestaltung der Abläufe, auch durch Fotos, Videos und Co.

Darüber hinaus finden Interessierte kostenlose Vorlagen (einzelne Dokumentenblätter) im Netz, die heruntergeladen und ausgefüllt werden können. Hier kann dann individuell ein Bautagebuch in Papierform zusammengestellt werden. Zum großen Teil sind diese Vorlagen und Dokumente kostenlos. 

Bei den Apps und Softwares, die viele Funktionen bieten, sieht es in der Regel anders aus. Diese sind nach einer gewissen Testphase teilweise kostenpflichtig, aber auch um alle Funktionen nutzen zu können, müssen Beteiligte auf die Kostenvariante zurückgreifen. Da das Bautagebuch, egal ob in digitaler oder analoger Form, viele sensible Daten enthält, sollte immer die Datensicherheit beim Kauf einer solchen App im Vordergrund stehen. 

Online-Tagebuch für Bauherren und -herrinnen?

Wer als Bauherr oder -herrin seine eigenen Baufortschritte, seine Gedanken oder Gefühle während des Baus festhalten möchte, der oder die kann sich überlegen, einen eigenen Blog ins Leben zu rufen. Dort können Hausbauende im privaten oder öffentlichen Rahmen alles festhalten, was sie vor, während oder nach dem Bau beschäftigt. Mittlerweile gibt es zahlreiche solcher Blogs, von denen andere Hausbauende profitieren können. Auf kostenlosen Onlineportalen für Bauherren und -herrinnen oder auf sozialen Netzwerken finden Hausbauende teilweise kostenlose Möglichkeiten, um ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. 

Dort kannst du dich auch über wichtige Schritte mit anderen Hausbauenden austauschen oder bei gleichen Problemen mit diesen Kontakt aufnehmen. Eine super Möglichkeit, um auch vor dem Bau schon einmal einen Überblick zu erhalten. 

Bautagebuch – Ein Muss auf der Baustelle

In einem Bautagebuch werden Bauherren und -herrinnen in der Regel keinen „Liebes Tagebuch“-Eintrag finden, da das Bautagebuch bestimmten Bedingungen und rechtlichen Vorgaben folgen muss. Es beinhaltet die Informationen, die für die Überwachung des Baus notwendig sind und ist deswegen ein wichtiges Instrument auf dem Bau. Gibt es einmal Ärger mit einem Gewerk, können durch das Bautagebuch Nachforschungen angestellt und Belege gesucht werden, mit denen Hausbauende die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen können. 

Es ist also ein absolutes Muss auf deiner Baustelle!

Über den Autor
Julian Droste
Gründer
Julian ist während des Baus seiner egienen vier Wände auf viele Probleme gestoßen, vor denen er angehende Bauherrinnen und Bauherren mit dem Hausbaukurs schützen möchte.

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