Passivhaus bauen - Voraussetzungen und Vorteile
3/6/2021

Passivhaus – Energiesparen ohne Heizungsanlage

Das Thema Umweltschutz spielt nicht nur bei Jugendlichen eine immer größer werdende Rolle, auch beim Hausbau heißt es: Je mehr Energie eingespart werden kann, umso besser. Nicht nur, dass dadurch die Betriebskosten langfristig gesenkt bzw. vollständig aus der Kostenplanung gestrichen werden können, sondern durch energieeffizientes Bauen wird auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. 

Jeder Bauherr oder jede Bauherrin möchte überteuerten Strompreisen und hohen Heizkosten Lebewohl sagen und im neuen Eigenheim dafür sorgen, dass das Energieeinsparpotenzial zur vollen Geltung kommt. Dieses Vorhaben können Hausbauende durch einen der Hauseffizienzstandards der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erreichen oder über den Bau eines Passivhauses.

Ohne Heizung ins Wohnglück

Vielen Bauherren und -herrinnen graut die Vorstellung, in einem neuen Haus zu sitzen, ohne eine Heizungsanlage zu besitzen. Was im normalen Hausbau zu einem absoluten Albtraum werden kann, ist beim Passivhaus das Besondere. Durch die umfassende Wärmedämmung des Hauses wird hier keine klassische Heizung benötigt, sprich - es wird keine Anlage zur Warmwasseraufbereitung oder Erwärmung benötigt.

Dabei überzeugt das Passivhaus mit einem Einsparpotential von 75-90 Prozent der Heizenergie im Gegensatz zu konventionellen Häusern.

Das Passivhaus Institut in Darmstadt stellt besondere Anforderungen an ein Passivhaus. Ein Haus darf als Passivhaus bezeichnet werden, wenn es folgende Bedingungen erfüllt: 

  • Größtmögliche Unabhängigkeit von Energieträgern: In einem Passivhaus darf der Jahresheizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter nicht überschritten werden. Das entspricht einem Verbrauch von 1,5 l Heizöl pro Quadratmeter. 
  • Luftdichtigkeit: Das Passivhaus muss nahezu luftdicht sein. Das bedeutet, die Luftdichtigkeit muss unter 0,6 Hausvolumen pro Quadratmeter bei einem Unter/-Überdruck von 50 Pascal sein. 
  • Kein weiterer Energieverbrauch: Der Primärenergieverbrauch, also der Verbrauch, der zum Heizen und zur Stromversorgung benötigt wird, sollte einen Wert von 120 Kilowattstunden pro Jahr nicht überschreiten. 

Etwas anders leben im Passivhaus

Wer in einem Passivhaus leben möchte, der muss sich im Gegensatz zum konventionellen Bau ein wenig umstellen. Hierauf musst du achten: 

  • Kein Lüften erforderlich: Das Fenster mal eben in die Kipp-Funktion stellen, das ist im Passivhaus durch das eigene Belüftungssystem nicht mehr notwendig. Auch wenn viele Hausbauende dagegen Vorbehalte haben, grundsätzlich überzeugt ein Passivhaus mit einem angenehmen Raumklima. Besonders für Allergiker ist das gut, denn so bleiben Pollen und Co. draußen. Aber wem es doch mal zu stickig wird, der kann natürlich trotzdem die Fenster öffnen. 
  • Immer die gleiche Temperatur: Ein aktives „Rauf- und Runterdrehen“ der Thermostate ist im Passivhaus nicht möglich, da es keine konventionelle Heizungsanlage gibt. Stattdessen gibt es im Winter wie im Sommer konstante Temperaturen. Die hervorragende Dämmung und Isolierung der Fenster machen dies möglich. Wer es dennoch unterschiedlich warm oder kalt haben möchte, der kann dies in der Regel im Belüftungssystem programmieren. 
  • Wärmequellen schaffen: Wer sich seinen eigenen Wohntraum als Passivhaus verwirklichen möchte, der muss sich langfristig umstellen, denn hier haben Bewohner nicht dasselbe Wärmeerlebnis wie in einem konventionellen Bau. Hier kann aber beispielsweise mit einem besonderen Kamin oder Ofen Abhilfe geschaffen werden. Dieser sorgt dann für Gemütlichkeit und Wohnkomfort. 
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Voraussetzungen für die Planung und den Bau

Damit ein Passivhaus sein volles Potenzial entfalten kann und Bauherren und -herrinnen davon profitieren können, müssen schon während der Planung des Hauses gewisse Vorgaben berücksichtigt werden: 

  • Bauplanung: Eine kompakte Bauweise bei Passivhäusern sorgt eventuellen Wärmeverlusten vor. Durch Erker, Gauben und Co. kann wertvolle Wärme entweichen, dem Verlust muss dann mit zusätzlicher Dämmung entgegengesetzt werden. Der Gestaltung eines Passivhauses sind in der Regel aber wenig Grenzen gesetzt, egal ob aus Holz oder als Massivbauweise. Bauherren und -herrinnen sollten in jedem Fall auf eine Südausrichtung der größeren Fenster achten, damit diese Wohnräume der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. 
  • Hochwertige Dämmung und Dreifachverglasung: Hausbauende sollten in jedem Fall auf hochwertige Dämmstoffe setzen, die einen hohen Dämmwert aufweisen. Auch spezielle dreifachverglaste Fenster spielen beim Passivhaus eine wichtige Rolle, da sie Wärmeverluste vermeiden. 
  • Lüftungsanlage nicht vergessen: Um ein gutes Raumklima zu erhalten und eventuell entstehende Gerüche usw. zu vermeiden, sollte ein Lüftungsanlage im Passivhaus integriert werden. Diese tauscht die alte, verbrauchte Luft aus den Innenräumen gegen frische Luft von außen. Diese Anlagen funktionieren nur mit Strom, sollten aber mehr Energie einsparen als verbrauchen. 
  • Den richtigen Partner finden: Hausbauende sollten besonders beim Bau eines Passivhauses darauf achten, dass sie erfahrene Experten an ihrer Seite haben, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei Baufehlern, einer nicht-funktionierenden Lüftungsanlage und Co. kann es ganz schnell zu hohen finanziellen Belastungen kommen.

Vor- und Nachteile eines Passivhauses

Auch wenn du als Bauherr und -herrin beim Bau eines Passivhauses einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leistet, gibt es weniger positive Aspekte, die du beachten solltest:

VorteileNachteile
Niedrige EnergiekostenHöhere Kosten
Beitrag zum UmweltschutzExpertenhonorare
Förderungen durch Förderbanken o.Ä.Hohe Instandhaltungs- und Reparaturkosten der Anlage
Gesundheit für die Familie und Kinder (gute Luftqualität, für Allergiker geeignet)konstante Temperatur
I.d.R. weniger Schimmelbefall o.Ä. durch sehr gute Dämmung und Qualität der BaustoffeKein spürbares Wärmeerlebnis
Wertstabil und Nachhaltig
Viele Gestaltungsmöglichkeiten und Bauweisen
Konventionelle Heizungsanlage i.d.R. nicht nötig

Kurzfristig höhere Kosten – langfristig Geld sparen 

Beim Bau eines Passivhauses müssen Bauherren und -herrinnen aufgrund der umfassenden Wärmedämmungen des Hauses, der Belüftungssysteme und der mindestens dreifachverglasten Fenster definitiv tiefer in die Tasche greifen als bei einem herkömmlichen Bauvorhaben. In Abhängigkeit von der Größe der eigenen Wohnimmobilie und der Ausstattung müssen Hausbauende bei den einmaligen Kosten mehr oder weniger viel ausgeben. Die Kosten für den Bau eines Passivhauses liegen bei circa 1.750 Euro pro Quadratmeter. 

Was zusätzlich zu beachten ist, sind die Kosten für Instandhaltungen und Reparaturen der Lüftungssysteme und die Kosten für den Gebäudezertifizierer, der die Gebäude nach den Vorgaben des Passivhaus Instituts zertifiziert. 


Über den Autor
Julian Droste
Gründer
Julian ist während des Baus seiner egienen vier Wände auf viele Probleme gestoßen, vor denen er angehende Bauherrinnen und Bauherren mit dem Hausbaukurs schützen möchte.

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