Immer mehr Bauherren und -herrinnen müssen oder wollen selbst Hand an ihrem Bauprojekt anlegen. Mit eigener Muskelkraft lassen sich schließlich viele tausende Euro sparen und das Baubudget entlasten. Teilweise wird der Hausbau auch erst durch die eingebrachten Arbeiten der zukünftigen Hausbesitzer und -besitzerinnen möglich. Die Frage, die sich viele Hausbauende zu Beginn ihres Abenteuers stellen, ist dabei: Kann ich mein Haus komplett alleine bauen bzw. welche Arbeiten kann ich mit gutem Gewissen übernehmen? Welche nicht? Und wie viel kann ich wirklich dabei sparen? Wir klären auf.
Mit Eigenleistungen können Hausbauende auf ihrer Baustelle Geld einsparen, weil sie Arbeiten auf eigene Fast übernehmen. Das erkennen auch viele Banken als sogenannte Muskelhypothek an. In der Regel akzeptieren die Banken einen prozentualen Anteil von 15 bis 20 Prozent der gesamten Baukosten, je nach Fähigkeiten der zukünftigen Hausbesitzer und -besitzerinnen. In vielen Fällen erhalten Bauherren und -herrinnen erst durch diesen Anteil den für den Hausbau notwendigen Kredit, wenn sie nicht auf das benötigte Eigenkapital von 20 Prozent kommen.
Ob und wie viele Arbeiten du selbst übernehmen kannst, hängt in großem Maße von deinen handwerklichen Fähigkeiten ab. Gelernte Handwerker bzw. Handwerkerinnen können sich natürlich mehr zu trauen als Hobby-Handwerker.
Streichen, Tapezieren, Spachteln: 55 Prozent der deutschen Bauherren und -herrinnen packen bei den Malerarbeiten mit an. Das bedeutet aber auch viel Arbeit mit hohem Zeitaufwand.
Fußboden verlegen: Für Laien ist das Fußboden verlegen in der Regel kein Problem. Deswegen können sie hier die Kosten für den Profi einsparen.
Trockenbau: Insgesamt können Hausbauende in diesem Gewerk 70 Prozent einsparen, wenn sie selbst spachteln, schleifen und verlegen.
Garten und Außenanlagen: In der Regel können Bauherren und -herrinnen bei diesem Gewerk alles selbst erledigen. Das bedeutet ein Einsparpotential von 100 Prozent im Gegensatz zur Beauftragung eines Experten.
Rohbau: Hier lauert ein Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent. Es lohnt sich also, bei diesem Gewerk mitanzupacken.
Türen und Fenster: Beim Einbau der Fenster und Türen können Hausbauende entweder unterstützen oder die Arbeiten selbst übernehmen.
Verputzen: Wände verputzen ist eine zeitaufwendige und anstrengende Arbeit. Hier können aber bis zu 70 Prozent der Gewerkkosten eingespart werden.
Elektroarbeiten: Hier dürfen nur Profis ans Gewerk. Nicht nur, dass die Arbeiten wirklich gefährlich sind, fehlerhafte Elektroinstallationen können auch viel Geld kosten.
Sanitärinstallationen: Unter Aufsicht eines Profis können geübte Handwerker bzw. Handwerkerinnen auch hier mithelfen und Kosten einsparen.
Viele Bauherren und -herrinnen versuchen mit dem eigens gebauten Haus die Kosten möglichst gering zu halten. Teilweise ergeben sich aus den Eigenleistungen aber Risiken, die Mann oder Frau teuer zu stehen kommen können. Deswegen gilt es ein paar Faktoren im Vorfeld zu beachten.
In der Regel bauen Bauherren und -herrinnen nicht komplett allein das Haus – häufig unterstützen auch Freunde, Bekannte und die Familie auf der Baustelle. Die Arbeit der Helfer und Helferinnen ist rein rechtlich nicht als Schwarzarbeit zu sehen, solange sie nicht langfristig und dauerhaft auf Gewinn ausgelegt ist. Bauherren und -herrinnen sollten bei der privaten Beauftragung von Dritten vorsichtig sein und sich gut über die Rechtslage informieren, wann etwas als Schwarzarbeit gewertet wird und wann nicht.
Gleiches gilt auch bei der Versicherung der Bauhelfer und -helferinnen. Schnell kann es mal zu einem Unfall auf der Baustelle kommen, bei dem sich der Bruder oder die Nachbarin verletzen. Das kann teuer werden. Deswegen ist es sinnvoll, eine entsprechende Unfallversicherung für die Verwandten und Freunde, die auf dem Bau helfen, abzuschließen. Die sogenannte Bauhelferversicherungen übernimmt dann im Schadensfall die Behandlungskosten und Co. So sind Bauherren und -herrinnen auch beim Haus Marke Eigenbau bestmöglich abgesichert.
Wer ohne die Hilfe von Handwerksunternehmen oder Profis baut, der kann sich auch auf keine Gewährleistungsfristen oder Mängelbeseitigungen berufen. Werden hier Baufehler gemacht, haften einzig und allein die zukünftigen Hausbesitzer und -besitzerinnen für die entstandenen Schäden. Es kann also niemand anderes für den Mangel verantwortlich gemacht werden. Wird allerdings eine Baufirma beauftragt und die Schäden sind eindeutig auf eine unsachgemäße Ausführung von Dritten zurückzuführen, haben die Hausbauende rechtlich gesehen mehrere Handlungsmöglichkeiten. Das kann bei einem schiefen Fundament oder bei einem nassen Keller Gold wert sein.
Hausbauende sollten sich überlegen, wie viel sich selbst zutrauen und ob ihre Fähigkeiten für die Arbeiten ausreichen. Es ist niemandem damit geholfen, wenn die eigenen Leistungen überschätzt werden. Ein undichter Rohbau, nicht funktionierende Heizungsanlagen oder Schimmel im Haus drohen bei unsachgemäßer Ausführung der Arbeiten. Deswegen sollten sich Bauherren und -herrinnen überlegen, ob sie nicht doch lieber 100 Euro pro Quadratmeter für einen fachmännischen Heizungsinstallateur ausgeben und sich damit viel Aufwand und Nerven ersparen.
Egal, ob Hausbauende ihre eigenen handwerklichen Leistungen als überdurchschnittlich gut beurteilen – es gibt bestimmte Arbeiten an die nur Fachpersonen gehören. Bauherren und -herrinnen sollten die Finger von Elektro-, Sanitär oder Dämmarbeiten lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, diese unter Aufsicht durchzuführen. Die Gefahr ist allerdings sehr groß, dass Hausbauende sich hier verletzen oder grobe Baufehler entstehen können.
Das Hauptargument, um möglichst viel am Haus selbst zu erledigen, ist natürlich die Kostenersparnis. Die bringt den zukünftigen Hausbesitzer und -besitzerinnen jedoch auf Dauer nichts, wenn dafür die Gesundheit oder die Familienharmonie leidet.
Vorteile der Eigenleistungen:
Nachteile der Eigenleistungen:
Wie viel kann ich durch Eigenleistungen sparen?
Wer beim Hausbau selbst mitanpackt, kann immer einen Teil der Kosten einsparen. Laut dem Verband Privater Bauherren lassen sich bei einem Reihenhaus mit 400.000 Euro Gesamtkosten 10 Prozent der Kosten durch Eigenleistung einsparen. Wie viel gespart werden kann, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel den eigenen Fähigkeiten und denen der privaten Bauhelfer und -helferinnen. Schau dir unsere Tabelle zum Einsparpotenzial an.
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